„So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“ (Epheser 4, 1-3)
OFFIZIELLE ERKLÄRUNG DER KIRCHENLEITUNG DER DEUTSCHEN EVANGELISCH-LUTHERISCHEN KIRCHE IN DER UKRAINE
Liebe Brüder und Schwestern!
Liebe Partner und Freunde!
Nach dem Gesetz über die Freiheit der Religionsausübung in der Ukraine werden kirchliche Vereinigungen (Vereinigungen von Gemeinden) nicht registriert und sind vom Staat getrennt. Sie kümmern sich selbst um die Kirchenleitung und kontrollieren selbständig die Einhaltung der Kirchensatzung. Die Kirche bestimmt, wer ihr geistiger Leiter (Bischof) ist.
Zur Realisierung der kirchlich-staatlichen Beziehungen gründet die Kirche ein Kirchenamt. Dieses Organ regiert die Kirche nicht, vielmehr regelt es die Beziehungen mit dem Staat. In der DELKU ist dieses Organ das sogenannte „Kirchenamt (Episkopat) der DELKU“ und verfügt über eine eigene Satzung, die von den staatlichen Organen (dem Kultusministerium und dem Staatlichen Register) registriert ist.
Der in weltlicher Sicht vertretungsberechtigte Leiter des Kirchenamts (Episkopats) der DELKU wird im staatlichen Register registriert. In kirchlicher Sicht hat der Leiter des Kirchenamts jedoch keine Leitungsfunktion, sondern ist an die Weisungen des Bischofs und der Kirchenleitung gebunden (das Kirchenamt hat kein eigenes kollektives Leitungsorgan). Von 1992 bis 2014 hatte die DELKU de fakto zwei Leiter: den Bischof als Leiter der Kirche, und den Leiter des Kirchenamts in Odessa (der jeweils durch Befehl des Bischofs eingesetzt wird). Im Jahr 2014 hat Serge Maschewski sich selbst als Leiter des Kirchenamts eingesetzt.
In der DELKU herrscht eine synodal-episkopale Ordnung. Das höchste Leitungsorgan der DELKU ist die Synode, in der sämtliche Gemeinden und alle Pastoren der Kirche vertreten sind. Die Synode hat das ausschließliche Recht, Entscheidungen bezüglich der Leitung der DELKU zu treffen (das Präsidium der Synode zu wählen und abzuberufen, den Bischof der Kirche zu wählen und abzuberufen). Genau von diesem Recht, eine allgemeine Versammlung der Kirche abzuhalten, hat die Synode der DELKU Gebrauch gemacht. Am 9. Oktober 2018 hat die Synode (mit den Stimmen der Mehrheit der Gemeinden der Kirche) dem Bischof Serge Maschewski das Vertrauen entzogen hat. Gemäß der Kirchensatzung legt der amtierende Bischof in diesem Fall das Amt nieder. Durch Beschluss der Synode wurde außerdem ein neuer bischöflicher Visitator gewählt und als vertretungsberechtigter Leiter des Kirchenamts (Episkopats) der DELKU, d.h. der Kirchenverwaltung in Odessa, eingesetzt.
Die Beschlüsse der Synode vom 9. Oktober fanden die Unterstützung zahlreicher Partner der DELKU bis hin zum Lutherischen Weltbund. Der Bischofsrat des Bundes der Evangelisch-lutherischen Kirchen in Russland, der Ukraine, Belarus, Moldawien, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Georgien und dem Südlichen Kaukausus, zu dessen Gliedern auch die DELKU zählt, hat nach ausführlichen Beratungen und Treffen, insbesondere auch einem Treffen mit dem ehemaligen Bischof Serge Maschewski, ebenfalls den Synodenbeschluss vom 9. Oktober 2018 unterstützt und auf den 1. Dezember 2018 in Kyjiw (Kiew) die feierliche Amtseinführung des neu gewählten bischöflichen Visitators Pawlo Schwarz anberaumt. Die Amtseinführung erfolgte durch den Vorsitzenden des Bischofsrats, Bischof Alexander Scheiermann, unter Mitwirkung der Bischöfe Georgiens, Polens, Ungarns sowie von Vertretern internationaler Missionsorganisationen und anderer christlicher Konfessionen in der Ukraine. Der ukrainische Staat wurde bei der Amtseinführung durch den Direktor der Abteilung für Religions- und Minderheitenfragen des Kultusministeriums der Ukraine Andrij Jurasch vertreten.
Somit hat die DELKU seit Oktober 2018 mit dem bischöflichen Visitator und dem gewählten Präsidium der Synode eine neue Leitung. Allerdings hat Serge Maschewski, der schon lange durch seine gegen die Pastoren und Gemeinden der eigenen Kirche gerichteten Maßnahmen in der Zeit von 2015 bis 2018 bekannt ist, daraufhin am 10. Oktober 2018 eine virtuelle Synode (mit Vertretern von lediglich drei Gemeinden der Kirche) organisiert und unter Ausnutzung der Schwächen des ukrainischen Rechtswesens sich selbst erneut als vertretungsberechtigter Leiter des Kirchenamts (Episkopats) der DELKU ins staatliche Register eintragen lassen und dadurch den Beschluss der Synode vom 9. Oktober quasi „aufgehoben“. Weiterhin hat Serge Maschewski unter Verwendung von Strohmännern ein Gerichtsverfahren gegen das Kirchenamt (Episkopat) der DELKU angestrengt und einen gerichtlichen Arrest erwirkt, der Änderungen des Register blockiert. Auf diese Weise hat er eine Korrektur der Eintragung des vertretungsberechtigten Leiters des Kirchenamts (Episkopats) der DELKU so lange unmöglich gemacht, bis das Gericht den Arrest des staatlichen Registers wieder aufhebt. In dieser Richtung werden juristische Schritte unternommen.
Die rechtmäßige Kirchenleitung erklärt, dass Serge Maschewski nicht der Bischof der DELKU ist, von niemanden (mit Ausnahme weniger daran speziell interessierter Personen) als solcher anerkannt wird, nicht die Interessen der DELKU und ihres obersten Leitungsorgans, der Synode, vertritt. De fakto hat er allerdings derzeit weiterhin Gewalt über das Kirchenamt – also das für die Interaktion mit dem ukrainischen Staat vorgesehene Organ. Gleichzeitig geht er weiter juristisch gegen die Gemeinden der Kirche vor (insbesondere hat er den Gemeinden in Petrodolynske, Charkiw, Krivwyj Rih, Berdiansk und Poltawa ihre Räumlichkeiten weggenommen). Es besteht das großes Risiko, dass mobiles und immobiles Kircheneigentum veräußert wird (den Gemeinden und Pastoren wurden alle Dienstfahrzeuge weggenommen). Das Tun von Serge Maschewski wird pro forma derzeit noch von einigen Gemeinden unterstützt, die Angst davor haben, andernfalls ebenfalls ihr Vermögen zu verlieren, sowie von einigen Personen, die ein gemeinsames Interesse mit Serge Maschewski haben.
Wir rufen alle staatlichen Organe und alle Kirchen und religiösen Organisationen in der Ukraine und darüber hinaus dazu auf, ihr Augenmerk auf die Handlungen des Serge Maschewski zu richten und ihn nicht bei seinen antikirchlichen und ungesetzlichen Taten zu unterstützen.