Am 6.-7. Februar fand in der Himmelfahrtskirche die erste Konferenz des Instituts für informelle Bildung von Amtsträgern der Deutschen Evangelisch Lutherischen Kirche der Ukraine (DELKU) im Jahr 2020 statt. An zwei Tagen studierten und erörterten die Teilnehmer eine Vielzahl wichtiger Fragen, die direkten Einfluss auf das Leben der Kirche und ihrer Amtsträger haben.

Der erste Tag begann mit einer kurzen Einführungsvorlesung „Wie führt man eine Diskussion korrekt mit Achtung für den Gesprächspartner?“ von Pawel Schwarz, dem Bischof der DELKU. Diese Fertigkeit ist sehr wichtig, da die Leitung der Lutherischen Kirche auf demokratischen Prinzipien beruht, und ohne effektive und konstruktive Diskussionen wird die Funktionsfähigkeit einer Demokratie deutlich erschwert.

Die Teilnehmer der Konferenz hatten die Möglichkeit, die Fertigkeiten der Diskussionsführung im Gespräch über das Fach „christliche Ethik“, das in den ukrainischen Schulen gelehrt wird, anzuwenden. Die Materialien zur Erörterung stellte Sergej Terentjew vor – Mitglied des Öffentlichen Beirates für Fragen der Zusammenarbeit mit Kirchen und religiösen Einrichtungen beim Bildungs- und Wissenschaftsministerium, Pastor der reformierten Kirche „Bund Gottes“ und Direktor der christlichen alternativen Schule „Svitlo“ („Licht“) in der Stadt Riwne. Er erzählte von der Geschichte zur Erarbeitung und Einführung des Faches sowie den Meinungen der Fachleute und teilte seine persönliche Ansicht darüber mit, ob das Lehren „christlicher Ethik“ in der heutigen ukrainischen Realität zielführend ist. Die Diskussion war recht heftig, verschiedene Meinungen und Positionen wurden geäußert.

Am nächsten Tag besprachen die Teilnehmer ihre „Hausaufgabe“: das Buch „Expositional Preaching“ von David Helm. Die Amtsträger wiesen auf den guten Darlegungsstil, die ausgezeichnete russische Übersetzung und die praktischen Ratschläge hin, die man beim Vorbereiten einer Predigt benutzen kann und sogar sollte. Obwohl das Buch aus Sicht der reformierten Theologie geschrieben ist, sind die Werkzeuge, die es bereitstellt, im Kontext des Dienstes in den Gemeinden der DELKU sehr nützlich.

Darauf folgte ein Vortrag des Pastors der DELKU-Gemeinde „Rettung“ (Schostka) Wladislaw Zechanowitsch: „Liturgische Gewänder der Amtsträger der DELKU“. Er erzählte über offizielle Regelungen, die die Nutzung gottesdienstlicher Gewänder regeln und in der DELKU und dem Bund ELKRAS in Kraft sind.

Nach dem Vortrag gab es eine rege Diskussion über den Erstellungskontext der Regelwerke, die Nutzungspraxis der Gewänder in der lutherischen Kirche im Lauf der Geschichte und nach der Wiederherstellung der lutherischen Gemeinden in der Ukraine und die Zweckmäßigkeit einer Vereinheitlichung der Nutzung einzelner Elemente der Gewänder. Die Amtsträger kamen zu dem Schluss, dass die vorhandenen Verordnungen analysiert und überdacht werden müssen. Dafür wird eine Kommission gebildet, die der Leitung der DELKU vorschlagen wird, entsprechende Änderungen zu verabschieden.

Pastor Igor Schemigon aus der St.-Martin-Gemeinde in Kiew hielt einen Vortrag über die vorhandenen ukrainischen und russischen Bibelübersetzungen und über seine eigenen Erfahrungen mit deren Nutzung. Die Amtsträger teilten auch ihre Erfahrungen und sprachen über die Stärken und Schwächen jeder Übersetzung. Ergebnis der Diskussion war die einhellige Meinung, die besten Übersetzungen für den öffentlichen Gebrauch seien die von Priester Rafael Turkonjak erstellte Übersetzung der Ukrainischen Bibelgesellschaft, die russische Synodalübersetzung in der Redaktion von 2010 und die von der Internationalen Bibelgesellschaft (Biblica.com) erstellte Neue russische Übersetzung. Der Beschluss zur Nutzung dieser Übersetzungen muss von der Leitung der DELKU verabschiedet werden.

Am schwierigsten war die Diskussion zum Thema „Gründe und Praxis des Ausschlusses vom Heiligen Abendmahl und des Ausschlusses aus der Gemeinde“, das Pavel Schwarz vorstellte. Er wies darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen der Prozedur des Ausschlusses aus der Gemeinde, die in den Satzungen festgeschrieben ist und juristische Folgen hat, und dem Ausschluss vom Abendmahl, der ein Element der pastoralen Betreuung ist, gibt. Die Seminarteilnehmer besprachen ihnen bekannte Fälle des Ausschlusses vom Abendmahl, die eine unterschiedliche Wirkung auf die Gemeindemitglieder hatten, und betonten, dass der Missbrauch dieses Rechts zu negativen Folgen sowohl im Leben einzelner Gläubiger wie auch im Leben der Gemeinde führt.

Die Abschlussdiskussion für die Amtsträger zum Thema „Kommunikation in sozialen Netzwerken“ leitete der Praktikant der DELKU Alexander Shakun. Er erzählte von den Besonderheiten des Führens einer persönlichen Seite in den sozialen Netzwerken und von den Regeln zur Kommunikation und Veröffentlichung von Inhalten, die christliche Amtsträger einhalten sollten, um sich, ihre Kirche und ihren Glauben richtig darzustellen. Jeder der Punkte rief eine lebhafte Erörterung hervor, und abgeschlossen wurde die Diskussion mit drei Beispielen dafür, wie unvorsichtige Kommunikation unerwünschte Folgen hatte.

 Diese Konferenz des Instituts war sehr produktiv und erhielt positives Feedback von den Teilnehmern, unter denen Vertreter von Kiew, Charkiw, Riwne, Schostka, Berdjansk und der Region Odessa waren.