Äußerungen, die Ukraine hätte sich Russland anschließen sollen, sind „zynisch“
Augsburg (IDEA) – Die Forderungen von Pazifisten in kirchlichen Kreisen, der Ukraine keine Waffen zu liefern, hat der Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine (DELKU), Pavel Shvartz (Charkiw), scharf kritisiert. Er sprach am 7. Mai auf dem „Berliner Tag der GAE“ zum Ukrainekrieg der „Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums“ (GAE, Augsburg). Pandemiebedingt fand die Veranstaltung digital statt. Dabei verurteilte Shvartz – ohne Personen konkret zu benennen – auch Äußerungen von Kirchen „aus dem Osten und aus dem Westen“, die Ukraine hätte sich Russland anschließen sollen, um einen Krieg zu vermeiden. Solche Ansichten seien „peinlich“, „tragisch und zynisch“ für die Menschen, die beschossen werden oder in von Russland besetzten Gebieten leben. Dies gelte insbesondere für Christen, die in der ehemaligen Sowjetunion aufgrund ihres Glaubens verfolgt wurden. Shvartz: „Wir wollen nicht unter solch einer Regierung leben. Unsere Freiheit und Unabhängigkeit sind für uns wichtig.“ Deswegen unterstützten auch Christen in der Ukraine „unsere Armee, die uns schützt“.
Problem: Es fehlt an Helfern
Shvartz zufolge sind während des Krieges bereits viele Kirchengebäude und Gemeindehäuser zerstört worden. Dennoch versuchten Christen, sich zum Gebet versammeln. Als Gemeinden wollten sie neben Hilfe für Flüchtlinge auch geistliche Unterstützung leisten. „Der Glaube gibt uns die Kraft, zu lieben und anderen zu dienen.“ Pastor Alexander Gross (Nowogradkovka bei Odessa) berichtete, dass es für viele Gemeinden im Land immer schwerer wird, das Gemeindeleben und die sozialen Dienste aufrechtzuerhalten.
Unter anderem mangele es an Lehrern für Kindergottesdienste und Helfern für die Versorgung von Flüchtlingen mit Lebensmitteln. Bis zu 60 Prozent der Gemeindemitglieder seien bereits unmittelbar nach Kriegsausbruch geflohen. Zurück blieben zumeist ältere Menschen. Die DELKU wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von deutschen Aussiedlern gegründet. In der Sowjetunion wurden die Kirchen geschlossen. 1992 wurde sie mit Hilfe ihrer Partnerkirche – der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern – neu gegründet. Vor Kriegsausbruch bestand die DELKU aus 24 Gemeinden. Die Zahl der aktiven Mitglieder betrug etwa 800. Die „Gesellschaft für die Ausbreitung des Evangeliums“ wurde vor 120 Jahren gegründet. Ein Schwerpunkt lag später auf der Verbreitung von Bibeln im Ostblock. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs unterstützte sie vor allem lutherische, methodistische und baptistische Christen in osteuropäischen Ländern. Vorsitzender ist der Unternehmer Bill Holler (Neumarkt/Oberpfalz).
Quelle – idea.de