Am 27. Juni 2021 feierte die Deutsche Evanglisch-Lutherische Gemeinde im Dorf Petrodolynske (Peterstal) bei Odessa mit einem Festgottesdienst die Rückkehr in ihr Kirchengebäude, das der Gemeinde vor drei Jahren weggenommen worden war. Der Gottesdienst begann symbolträchtig in einem kleinen Bauwaggon, der die ganze Zeit über als behelfsmäßige Unterkunft gedient hatte. In diesem Bauwagen fanden Gottesdienste statt, der Sonttagsschulunterricht, Gemeindeversammlungen usw. Dieser Bauwagen ist Zeuge schwerer Zeiten im Gemeindeleben, und der Auszug aus ihm steht für eine neue Etappe im Dienst der Gemeinde an Gott und den Menschen.

Die Kirchenbänke im renovierten Gottesdienstraum des Kirchengebäudes waren zum Bersten voll – so viele Menschen wollten an diesem freudigen Ereignis teilhaben, dass viele auf Stühlen in den Gängen sitzen oder gar stehend am Gottesdienst teilnehmen mussten. Unter den Besuchern waren Mitglieder der Gemeinden von Novohradivka und Odessa, Kinder der örtlichen Musikschule, die im Gottesdienst ein Konzert gaben, Vertreter der örtlichen Verwaltungsbehörden und viele engagierte Bürger des Dorfes.

Interessanterweise war der Predigttext für diesen Sonntag ein Abschnitt aus dem 50. Kapitel des Buches Genesis, in dem es darum geht, wie Joseph seinen Brüdern vergab, die ihn in die Sklaverei verkauft hatten. Deswegen betonte Pfarrer Alexander Gross in der Predigt besonders die Bedeutung der Vergebung:

„Unser Herr Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um uns eine Zukunft zu geben. Eine Zukunft hier auf Erden und eine Zukunft in Ewigkeit. Das ist es, was uns Christus geschenkt hat … Vergebung dagegen ist, was wir den Menschen schenken können, die uns Böses angetan haben. Allein dem HERRN steht die Verfügungsgewalt zu. „Die Rache ist mein, ich will vergelten“. Dies ist SEIN Recht. Und ER allein weiß, was und wie zu tun ist. Wir vertrauen daher auf Gott, wir freuen uns, dass ER uns unsere Kirche zurückgegeben hat, und sehen nach vorne und leben weiter. Die Wut und die Verbitterung, die wir bis jetzt durchlebt hatten, lassen wir nun hinter uns.“

Zur Rückkehr der Gemeinde gratulierten Denys Tkachenko, Vorsitzender der Gebietskörperschaft Veliky Dalnyk; Oleksandr Gluschtschenko, Dorfältester von Peterstal und Oleksy Keller, Direktor des wissenschaftlichen Vereins „Institut für ethnologische Forschungen“. Am Ende des Gottesdienstes und des Konzerts der Kinder der Musikschule wurden alle Teilnehmer zu einem festlich gedeckten Tisch gebeten.

Foto – Olesky Keller